eSport in SH: LEZ.SH hätte schiefgehen können

Als am 6. Dezember diesen Jahres das Landeszentrum für eSport & Digitalisierung Schleswig-Holstein (LEZ.SH) per Twitter Vollzug in Sachen Mietvertrag verkündete, dürfte man in der Landespolitik SH erleichtert aufgeatmet haben. Denn ohne das LEZ.SH wäre auch die charmante Idee vom nationalen Leuchtturm im eSport unerreichbar geworden. Ohnehin gilt, dass die nächsten Schritte folgen müssen, wenn die sich darbietenden Chancen ergriffen werden sollen.
Es war wie eine Initialzündung, als Ministerpräsident Daniel Günther auf dem Wacken Open Air 2018 den geplanten Aufbau einer bis dato in Deutschland beispiellosen staatlich geförderten eSport-Akademie bekanntgab. Mit Landesmitteln geförderter eSport sollte das ansonsten schwächere Schleswig-Holstein bundesweit auf den Bestenplatz hieven. Nach wie vor gilt der eSport als politisch hipp, wirtschaftlich verheißungsvoll und erschwinglich im Aufbau. Die zuständigen Ministerien im Düsternbrooker Weg in Kiel entwickelten daraufhin eine Förderungs-Trias, die sich in der Bundesrepublik sehen lassen konnte: Im Februar 2019 wurde verkündet, das LEZ.SH errichten zu wollen, das „Ort der Begegnung und des Wettbewerbs“ werden sollte. Im April 2019 wurde die eSport-Förderrichtlinie erlassen mit der das Land seine Bereitschaft signalisierte, insgesamt 500.000 € zur Förderung des eSports in SH auszuschütten (die ersten Förderbescheide wurden bereits ausgestellt). Und im Juni 2019 legte die FH Westküste ihr Konzept über Inhalt und Umsetzung der ausgerufenen eSport-Akademie vor.

LEZ.SH war knapp

Mit der einerseits positiven Annahme der eSport-Förderrichtlinie durch lokale Akteure und andererseits der Umsetzung des LEZ.SH kann Schleswig-Holstein seinen Anspruch in Sachen eSport halten. Doch das LEZ.SH war knapp. Das Land hätte die für das Landeszentrum bereitgestellten Mittel zum Jahresende streichen müssen. Hätte Martin Müller, Vizepräsident des eSport-Bund Deutschlands und verantwortlich für die Umsetzung des LEZ.SH, nicht am 6. Dezember 2019 den Mietvertrag unterschrieben, wären die Landesmittel 25 Tage später versiegt. Mit dem LEZ.SH wäre wohl auch der Prozess insgesamt zum Erliegen gekommen, Schleswig-Holstein als bundesweiten Vorreiter im eSport zu etablieren. Denn die eSport-Akademie wird es nicht geben und die Förderrichtlinie allein wäre zu wenig gewesen, um den eignen Anspruch im eSport aufrecht erhalten zu können.

eSport-Akademie kommt nicht mehr

Anders als mit dem LEZ.SH und der Förderrichtlinie wird sich Schleswig-Holstein durch die eSport-Akademie im föderalen Wettbewerb nicht halten können. Die eSport-Akademie, an der – anders als der Name vermuten ließ – mögliche schädliche Auswirkungen des Gamings und eSports auf Kinder und Jugendliche hätten erforscht werden sollen, wird praktisch nicht mehr kommen. Denn zuvor „sollen zunächst die wirtschaftlichen Aspekte des eSport und Gaming, aber auch die weiteren gesellschaftlichen Chancen und Risiken des eSport genauer untersucht werden“, wie es im offiziellen Bericht der Landesregierung vom 29. Oktober 2019 (LT-Drs. 19/1780) heißt. Es ist nicht ersichtlich, dass eine entsprechende Untersuchung auch in Auftrag gegeben wurde.

Ungeachtet dessen scheint das Land SH mit dem LEZ.SH und der finanzstarken Förderrichtlinie im Vergleich zu anderen Bundesländern derzeit gut aufgestellt zu sein. Wäre das LEZ.SH schiefgegangen, hätte Schleswig-Holstein auch seine Ambitionen ad Acta legen müssen, in Deutschland eSport-Land-Nummer 1 zu werden, wodurch schließlich wertvolle Chancen verpasst worden wären.

Schleswig-Holsteins Chancen im eSport

Wenn Schleswig-Holstein zum nationalen eSport-Leuchtturm würde, entstünden dem Land dadurch viele neue Chancen. Zum einen gilt die wirtschaftliche Strahlkraft des eSports als nahezu unbestritten. Mit ihr besteht die berechtigte Hoffnung, dass SH im Schlepptau des eSports zum Beispiel für Entwicklerstudios im Gaming- und Softwarebereich attraktiver wird. Zudem würden Veranstaltungen, Tourismus und Reputation zunehmen.
Zum anderen kämen professioneller Spieler, Coaches und Teams nach SH, um hier Spitzensport zu betreiben. Damit kehrt auch ein hoher Anteil von ausgebildeten und potenziellen Fachkräften für die IT- und Internetbranche einher. Diese Fachkräfte wiederum werden bei der Bewältigung der Digitalisierung benötigt.

Die Liste der Chancen für SH, die im eSport begründet liegen, ist lang. Und deshalb ist es wichtig, dass nach dem LEZ.SH und der Ende 2021 auslaufenden eSport-Förderrichtlinie die nächsten Schritte folgen. Einerseits muss der eSport in SH weiter gefördert werden. Um die Akzeptanz des eSport in der Gesellschaft zu erhöhen, wäre eine eSport-Forschungsstelle zu möglichen negativen Auswirkungen, also eine eSport-Akademie light, vorstellbar. Andererseits müssen Unternehmen und Universitäten sowie Kommunen auf den Zuwachs vorbereitet sein.

Wenn Sie Fragen haben zum eSport in SH, können Sie gerne unter info@anwalt-daum.de Kontakt zu mir aufnehmen.

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